Angeln ist schön!
Angeln ist schön. Dabei ist der Erfolg oft zweitrangig. Es wäre natürlich gelogen zu sagen, dass Angeln nach ein paar kapitalen Exemplaren im Kescher, brennenden Händen und wild schlagender Pumpe genauso schön ist, wie eine leere Kühlbox und fragende Blicke der Schwiegermutter. Aber. Angeln ist schön!
Diese schwebenden Gedanken wurden gnadenlos durch den Klingelton meines Handys unterbrochen. „Alexander, hast du Lust, morgen auf Lachsforellen angeln zu fahren?“: Die muntere Stimme meines guten Freundes und Geschäftspartners (ich nenne ihn mal einfach E., um vornherein nicht so viel zu verraten) kam für mich wie aus dem Nichts, so tief war ich in meinen philosophischen Träumereien. Und ja, verzeih mir, lieber Leser, meine profane Äußerung: selbstverständlich sind wir alle dafür, die großen rotfleischigen Regenbogenforellen genauso zu bezeichnen. Der im Volksmund gängige Begriff „Lachsforelle“ dient hier lediglich der Verständlichkeit und Bürgernähe.
Und schon klingelte es wieder. Der Wecker! Vier Uhr morgens! Was, wieso, warum? Aufstehen? Na klar! Gerne! Übrigens: hat jemand von euch schon mal Angeln verschlafen? Nicht die heißgeliebte Frühschicht oder den vor einem halben Jahr gebuchten Termin beim Zahnarzt, nicht das extrem spannende Seminar in der theoretischen Quantendynamik um Punkt acht Uhr oder den Flug nach Mallorca (das letzte Bier war eindeutig zu viel gewesen)? Sondern Angeln? Ich trank noch schnell meinen schwarzen Tee und kam raus. E. saß bereits im Auto und wartete, wie immer ruhig und konzentriert, auf das Startsignal. Unser Ziel dieses Mal: Angelparadies Herrhausen! Gute 200 Kilometer Fahrt in eine Richtung. Aber oft sind spontane Entscheidungen die besten. Das war unsere Hoffnung. Außerdem hörten wir nur Gutes von dieser Anlage. Aber auch das mächtige Google mit seinen Bewertungen versprach uns ein tolles unvergessliches Angelerlebnis.
Der Harz ist immer eine Reise wert. Gut, das kleine Örtchen Herrhausen liegt am nordwestlichen Harzrand: die großen Berge sind noch ziemlich weit entfernt. Aber die Landschaft erfreut jetzt schon mit weiten Blicken: herrlich!
Angekommen. Ausgepackt. Die Anlage gefiel uns auf den ersten Blick: sauber, strukturiert, schön. Der Lachsteich ist von großen Bäumen umzäunt, in deren Schatten man selbst bei prallender Sonne und ferienreifen Temperaturen ziemlich lange von der Hitze verschont bleibt. Das Wasser ist klar und kühl. Die Zeit für die ersten Würfe!
Ich entschied mich für einen meiner Lieblingsspoons: GAiA Biased 2.8 g von GOD HANDS (diesmal Farbe EM31, weil ich bei starker Sonne gerne mit kontrastreichen Ködern fische). Damit lässt sich das unbekannte Gewässer ideal checken und wenn ich keine Fische oben „buckeln“ sehe, fange ich oft tief an.
Erster Wurf: Ruhe. Zweiter Wurf… und ich hörte nebenan quietschende Bremse und Emotionen von E., die unverstellt wirkten. Fisch im Netz! Und was für einer: länglich, sportlich, ein Kraftpaket von knapp drei Kilo! Petri, mein Freund (übrigens, E. hatte auch GAiA Biased 2.8, aber eine andere Farbe: EM47, eine klassische grelle Farbe für den Start und aktive Salmoniden).
„Jetzt bin ich aber dran!“: dachte ich mir und warf noch einmal aus. Aber nein. Ich hörte erneut „Leute, Leute“ und spielte wieder den hungrigen Kameramann, der bei einer Grillshow von den Gerüchen langsam, aber sicher verrückt wird. Petri, mein Freund!
Ich warf noch einmal aus. Und plötzlich: BAM! Wie nach einem Stromschlag mit 220 Volt! Der Kampf war großartig: krumme Rute, zahlreiche Pirouetten und ein bunter Haufen Eindrücke. Die Fische sind hier wirklich stark! Gerade versorgte ich meine Beute… Na ja, ihr ahnt es schon. E. hatte wieder ein Prachtexemplar am Haken! Gelandet! Petri, mein Freund! Ich machte weiter. Biss! Ausgestiegen. Noch! Und schon freute ich mich und hörte: „Petri, mein Freund!“. Nach zweieinhalb Stunden war die Box voll. So viel Adrenalin hatten wir lange nicht mehr im Blut, zumal E. ganz vorm Schluss noch das i-Tüpfelchen setzte… Aber das erfahrt ihr von ihm persönlich. Später.
Wir hatten noch ziemlich viel Zeit und da die Anreise so lange dauerte, entschließen wir uns, auch am Mischteich ein paar Stunden unser Glück zu versuchen, um jede Minute dieses Ausfluges zu genießen. Wir erhofften uns aber nicht viel: Mittagszeit, knallende Sonne und gelangweilte Opas mit Mützen aus den 60ern. Aber auch hier… Nun, ich lasse mal lieber den E. darüber berichten. Nur eine Sache. Als wir schon gehen wollten, wechselte ich auf den GAiA Biased 2.8 g in einer passiven Farbe (EM08). Ich warf aus. Ein paar Kurbelumdrehungen später kriegte ich einen mächtigen Schreck: So einen Biss hatte ich vermutlich noch nie! Ein bemerkenswerter Kampf und eine zauberhafte Bachforelle war im Netz! Aber was für eine: garantiert über eineinhalb Kilo! Schluss! Nach Hause! Es war Herr(lich)hausen!
Und ja: Angeln ist schön!
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